Blutegel

Therapeuten aus der Natur mit Biss 

Das Wort Egel stammt aus dem griechischen Wort „Echis“ und bedeutet „kleine Schlange“. Der fachliche Name des medizinischen Blutegels ist „hirudo medicinalis“. Er gehört zur Gattung der Ringelwürmer und sein engster Verwandter ist der Regenwurm. Seit ca. 1500 v. Chr. gibt es bereits Aufzeichnungen über den medizinischen Einsatz von Blutegeln. 

Blutegel werden zwischenzeitlich viel in der plastischen und Unfall-chirurgie eingesetzt, wenn es darum geht die Durchblutung in Transplantaten oder verletzten Körperteilen in Gang zu setzen und zu verbessern.

 

Wissenswertes über den Blutegel: 

Der Blutegel hat an beiden Enden einen Saugnapf, wobei der hintere zum Festhalten dient und der vordere die Mundöffnung beinhaltet. Es sind 3 Kiefer mit jeweils 80 Kalkzähnchen vorhanden. Die Kiefer sind dreieckig angelegt; daher sieht die Bisswunde ein bisschen wie ein „kleiner Stern“ aus. In seinen Zähnen befinden sich kleine Kanäle, durch die die Wirkstoffe in die Wunde gelangen.

Die Hauptwirkstoffe des Blutegels sind:

Hirudin – hemmt die Blutgerinnung und gehört zu den Wirkstoffen des Blutegels, die als Arzneimittel in der Medizin eingesetzt werden

Calin – wirkt nach dem Hirudin, hemmt ebenfalls die Blutgerinnung für längere Zeit und ist verantwortlich für das Nachbluten (was sehr erwünscht ist!). Es kommt zu dem bekannten  „sanften Aderlaß“, wodurch auch gleich die Reinigung der Bisswunde erfolgt.

Histaminähnliche Substanzen – wirken gefäßerweiternd. Dadurch strömt das Blut zur Bißstelle

Hyaluronidase – ist ein Enzym zur Herabsetzung der Permeabilitätsschranke (Durchlässigkeit) in den Zellen

Egline und Bdelline – wirken entzündungshemmend und verhindern eine Entzündungsreaktion an der Bißstelle


Die tierischen Therapeuten kommen zum Einsatz bei:

  • aktuer Rehe (innerhalb der ersten 48 Stunden)
  • Sehnenentzündungen / Sehnenscheidenentzündungen
  • Fesselträgerentzündungen
  • Spat / Arthritis / Arthrose
  • Hufrollenentzündungen (Podotrochlose)
  • schmerzhaften Gelenkentzündungen
  • Pflegmone (Einschuß)
  • schlecht heilenden Wunden
  • Hämatomen und Abszessen
  • Gelenkgallen

Unerwünschte Arzneimittelwirkungen sind bei der Blutegeltherapie sehr selten. Grundsätzlich bestehen Risiken von Wundinfektionen und allergischen Reaktionen. Darüber hinaus können Erkrankungen des Pferdes vorliegen, bei denen eine Blutegeltherapie nicht angezeigt ist, wie

  • schwere Anämie
  • akute Infektionskrankheiten
  • Fieber
  • Neigung zu starker Narbenbildung (Keloid)
  • ein allgemein schwaches Immunsystem
  • Wundheilungsstörungen
  • oder bei Tieren, die gerinnungshemmende Medikamente bekommen

 

Die "kleinen Therapeuten" bei der Arbeit

 

Was Sie über die Behandlung wissen sollten

Blutegel sind sehr sensible Tiere und, ganz im Gegensatz zu ihrem Ruf,  sind sie auch ziemlich wählerisch was ihren Blutswirt angeht. Man kommt ins Lachen, wenn man das erste Mal sieht wie der Blutegel sich angewidert abwendet und dabei teilweise kerzengerade hoch steigt.  

Deshalb sollten Sie bereits ein paar Tage vor der Behandlung die Stelle, an der die Egel beissen sollen, nicht mit Shampoo waschen und auch nicht mit Salben, Lotionen, Fliegen- oder Glanzsprays etc. behandeln. Verzichten Sie bitte auch auf jegliches Desinfektionsmittel.

Falls das Pferd Medikamente oder Futterzusätze mit Knoblauch, Ingwer oder Kräutern (ätherische Öle) bekommt, kann es ebenfalls sein, dass die Blutegel nicht beissen. Diese Zusätze sollten Sie ca. eine Woche vor der Behandlung absetzen. Medikamente hingegen bitte nur mit Rücksprache des Tierarztes absetzen.

Auch bei schwülem Wetter oder einem aufziehenden Gewitter sind die "kleinen Therapeuten" nicht immer dazu zu bewegen ihrer Arbeit nachzukommen. In so einem Fall ist eine eventuelle Terminverlegung sinnvoll. 

Eine Behandlung Ihres Pferdes dauert in der Regel zwischen 60 und 90 Minuten.

Zu Behandlungsbeginn werden die Blutegel an die vorgegebenen Hautstellen angesetzt und man wartet, bis sie sich festgesaugt haben.  

Um nachempfinden zu können, was das Pferd beim Biss verspürt, habe ich mir selbst einen Egel angesetzt. Der Biss selbst ist vergleichbar mit einem Mückenstich, auch ein leichtes Brennen, wie beim Kontakt mit einer Brennessel habe ich verspürt - mehr nicht! Es ist gut auszuhalten.

Nach dem Biss werden dann im weiteren Verlauf die heilenden Wirkstoffe über das "Saugen" eingebracht. Wenn der Egel "satt" ist, fällt er von alleine ab. Häufig hat er dann das fünffache Volumen! Die Bisswunde kann bis zu 12 Stunden nachbluten. Diese Nachblutung bewirkt eine Reinigung der Wunde, ist wesentlicher Bestandteil der Therapie und ist auch so erwünscht. Nach der Therapie stehe ich Ihnen selbstverständlich telefonisch jederzeit zur Verfügung, falls Sie Fragen haben. 

Oftmals ist eine einmalige Anwendung schon ausreichend. Dies ist allerdings durchaus von der jeweiligen Indikation abhängig. Der heilende Effekt tritt nach unterschiedlichen Zeitabständen auf, kann sich unmittelbar nach der Therapie zeigen und hält häufig monatelang an.

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